Silvi und Lukas und das Porzellan. Oder: die doppelte Liebesgeschichte.

Silvi und Lukas von Dälmatenn

Die Steirische Keramikerin und der Objektdesigner aus Vorarlberg. Von der Hauptstadt auf 1005 m Seehöhe. Warum? Um einen Ort zu schaffen, der täglich aufs Neue herausfordert, inspiriert und Arbeit gibt. Silvi und Lukas entwerfen und produzieren in Bartholomäberg Porzellanprodukte.

Porzellanstudio auf abgeschiedenen 1005 m Seehöhe 

Nach Jahren in der Stadt und einem Baby im Bauch kam bei Silvi und Lukas der Wunsch auf, in und mit der Natur zu leben. Denn – “Programmierungen” wie Party, Kultur, Soziales, Kulinarisches – können sich die beiden gezielt mit Fahrten in die Stadt abholen. Silvi und Lukas suchten sogleich den krassen Kontrast: Sie zogen ins Montafon, nahe Bludenz, nach Bartholomäberg, in ein altes Montafonerhaus auf 1005 m Seehöhe. 34 Obstbäume, ein Gemüsegarten, eigenes Wasser, Wald und Wiesen, Hund und Katz, ein Porzellanstudio in der Scheune – die Grundlage ihres jetzigen Lebens. Hier entwerfen sie Produkte und hier erschaffen sie Nutzgegenstände wie Geschirr oder Vasen aus pastellfarbenem Porzellan. Und hier bieten sie in den Sommermonaten Workshops rund um die Porzellanproduktion an. Sie wirken der Abgeschiedenheit entgegen, indem sie das Studio öffnen, Menschen willkommen heißen, Einblicke in Leben und Arbeit geben, das Handwerk näher bringen, sie kulinarisch verwöhnen.

–> Show me the Porzellan! Now.

Dälmatenn-Porzellan – der Schaffensprozess

In ihrer “Tenne”, zu Hochdeutsch: Scheune, entwerfen, entwickeln und produzieren Silvi und Lukas unter dem Namen “Dälmatenn” Gebrauchs-Porzellan. Teller, Tassen, Vasen, Schalen in wunderschönen, unaufdringlichen Pastellfarben. Alle Farben, Formen und Gegenstände sind untereinander kombinierbar – das Design ist zeitlos und edel. Nach der Idee des Produkts folgt der Entwurf: eine schnelle Handskizze, die dann digitalisiert wird. Danach geht es ans Modellieren und Drehens des Positivs, der sogenannten “Mutterform”. Darauf folgt der Bau einer Gießform aus Gips, danach das Anrühren und Einfärben der Porzellangießmasse. Im nächsten Schritt wird die Masse in die Form gegossen, ausgeformt, gestempelt und Oberflächentechniken angewendet. Dann trocknet die Masse aus, wird retuschiert, es folgt der Schrühbrand, das Glasieren, der Glasurbrand und das Nasschleifen. 

Alle Rohstoffe kommen aus Europa, alle Arbeitsschritte führen Silvi und Lukas direkt vor Ort aus. Dälmatenn produziert auf Bestellung, das heißt, es entsteht kein Überschuss. Zudem werden alle produktionsbedingten Abschnitte und Überreste recycelt – daraus entsteht die Vasenserie “die RESI”.

–> Ich will die Produkte sehen

Von Keramik gefressen werden

Dälmatenn – ein Porzellanstudio, hinter dem der Drang steckt, mit den Händen etwas zu (er)schaffen. Dälmatenn – die Liebesgeschichte von Silvi und Lukas. Silvi macht sich, wie sie selbst sagt, “die Hände seit über 25 Jahren im Dienste der Keramik schmutzig”. Bei der Aufnahmeprüfung für die HTL für Kunst & Design Graz Ortwein bekam sie das erste Mal Ton zu fassen – seitdem hat “die Keramik sie gefressen”. Faszination pur für “die feuchte Weichheit des fast grenzenlos formbaren Materials, das erst durch Temperatureinwirkung hart wird, sich also verdichtet und Größe einbüßt, von porös bis wasserdicht, von vergänglich bis unverwüstbar..”. Nach dem Abschluss studierte sie in Wien an der Angewandten – ihre dort entstandenen Installationen führten sie zu internationalen Keramikausstellungen und Symposien. Erst als sie anfing, in der Porzellanmanufaktur feinedinge* in Wien zu arbeiten, kam die Liebe zur Gebrauchskeramik. Zusätzlich absolvierte sie noch das Lehramtsstudium Textil & Werkerziehung, im Anschluss daran hielt sie Keramikvorlesungen an der Akademie in Wien ab. 

Und dann kam Lukas.

Lukas aus Röthis in Vorarlberg. Bergsteiger, Baumpfleger, Sozialverdichtungsapparat und jetziger Formenbauer/Hausmeister/Koch von Dälmatenn, Partner von Silvi und Vater von ihrem kleinen Jungen. Lukas absolvierte eine Lehre als Schilderhersteller, hat ein Diplom in Kunsthandwerk & Objektdesign und einen Abschluss des Studiums Raum- und Designstrategien an der ufg Linz, arbeitete als Produktionsleitung des Architekturforums Oberösterreich und als Werkstättenassistenz. Als Künstler stellte er international aus: auf der ars elektronika, Schauspiel Köln, Dubaidesignweek, UABB Shenzen. Lukas’ Werdegang ist geprägt von der Neugier, Materialien kennenzulernen. Nach einigen Jahren, in denen er “Künstler spielte”, besann er sich wieder zurück auf’s “Kind sein”, auf die spielende Herausforderung, die er im Handwerk suchte. Er sagt: “Ein Material, ein Plan, seine Hände und ‘go’”. 

Und dann kam Silvi.

Sie finden sich in der Materialkombination. Und sie finden einen Ort, der alles zulässt, was sie gerne machen: Dälmatenn.

Die Leidenschaft im Scheitern entdecken

Ein Leben in den Bergen: das bringt auch den ein oder anderen Verzicht mit sich. Es bedeutet in ihrem Fall ein “nie fertig sein”, eine ständige Weiterentwicklung. Ein Leben in den Bergen birgt nicht nur pure Romantik in sich. Was also treibt Silvi und Lukas an, den ein oder anderen Verzicht auf sich zu nehmen? Der kleinen Familie macht es riesig Freude, Menschen bei ihnen willkommen zu heißen, ihnen Einblicke in ihr Leben und ihre Arbeit zu geben, Handwerk näher zu bringen. Die Arbeit mit dem Material Porzellan steckt für Silvi und Lukas voller Überraschungen: Zwar sei im spielerischen Zugang schnell etwas erreicht, es erfordere jedoch gute Nerven und viel Erfahrung. Das tatsächliche Ergebnis zeige sich erst nach dem Brennprozess. Das Scheitern ist die Freude daran und ausgelernt hat man nie. 

Bei uns im Shop: Dälmatenn-Porzellan von Silvi und Lukas. Porzellan made in Vorarlberg  mit einer aufregenden (Liebes-)Geschichte dahinter. Genau so mögen wir das.

–> Zum Dalematenn-Prozellan hier klicken

Fotos von Dälmatenn und Frau Feist
Text von Barbara Natter für House of Klunkar